Irun - San Vincente - Informationen zu Jakobswegen

Direkt zum Seiteninhalt

Camino del Norte

Teil I: Irun - San Vincente de la Barquera

Am 20. Mai 2009 fahre ich mit der Bahn - wie bei mir fast immer üblich - mit deutlicher Verspätung und in einem hoffnungslos überfüllten Zug nach Frankfurt/Main. Ich gebe meinen Rucksack auf und warte sehnsüchtig darauf das Flugzeug besteigen zu dürfen. Achtung, eine Durchsage: Der Flug nach Bilbao ist leider überbucht. Wir suchen zwei Gäste, die im Hotel übernachten und erst am nächsten Morgen fliegen. Wir bieten zusätzlich zur kostenlosen Übernachtung noch 250 Euro.
Tatsächlich werden wohl zwei Freiwillige gefunden.
Gegen 23.20 Uhr erreiche ich Bilbao und gegen Mitternacht bin ich in meinem Hotel.

1. Etappe: Irun - San Sebastian

Am nächsten Morgen klingelt meine Armbanduhr für einen Pilger um 7.00 Uhr recht spät. Ein Blcik nach draußen verheißt nichts Gutes. Es hat in der Nacht noch geregnet und es scheint jeden Moment wieder los zu gehen. Um 7.30 Uhr verlasse ich das Hotel und bin 5 Minuten später zu Fuß am Busbahnhof. Ich werde mit einem Höllenlärm von jungen baskischen Demonstranten empfangen. Was das zu bedeuten hat, erfahre ich später noch. Mein Bus kommt mit 30 Minuten Verspätung gegen 9.10 Uhr. Es ist das erste Mal für mich in Spanien, dass ein Bus zu spät kommt. Um 10.50 Uhr lande ich nach einer entspannenden Fahrt in Irun. Jetzt bin ich wieder ein echter Pilger. Von der Bushaltestelle aus finde ich schnell die Estacion de Renfe und von hier aus zur Herberge. Gegenüber ist ein kleiner Laden. Ich gönne mir 2 Äpfel und 2 Wasser. Um 11.10 Uhr bin ich wieder alleine auf der Straße. Außerhalb Iruns ist alles perfekt gekennzeichnet, wie später auch im ganzen Baskenland und in ganz Kantabrien.



Der Weg ist für den ersten Tag ganz nett. Es sollen ja nur etwa 23 km sein. Auch wenn ich für meine Verhältnisse viel zu spät losgelaufen bin, so ist das doch alles machbar. Es ist recht kühl und es sieht nur nach Regen aus. Es bleibt aber den ganzen Tag trocken. Nach etwa 4,5 Stunden komme ich in Pasaia-Donibane an.



Hier wundere ich mich zuerst. Alles ist geschlossen! Keine Bar, kein Laden, nichts ist offen. Des Rätsels Lösung: Generalstreik. Dann geht natürlich auch die Fähre nicht nach Pasaia-San Pedro und ich darf für die 300 m Luftlinie noch gut 7 km um die Meeresbucht pilgern. Ich fluche ganz heftig  und ziemlich viel und komme nach etwa 32 km tatsächlich noch in San Sebastian an. Trotz des Generalstreiks finde ich nach einigem Suchen eine kleine Pension.

2. Etappe: San Sebastian - Zarautz

Um 7.00 Uhr breche ich San Sebastian auf.



Eine Bar hat um diese Zeit natürlich nicht auf. Nach dem Generalstreik von gestern knurrt mein Magen ganz schön. Die Strecke nach Zarautz ist aber schön. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit. Es ist teilweise ganz schön neblig. Es geht bergauf und bergab. Unterwegs holt mich David aus dem Burgenland ein. Wir verstehen uns bestens und laufen einige Kilometer zusammen. In Orio machen wir in einer Bar Rast und es gibt endlich etwas zu essen. In Zarautz verabschiede ich mich von David. Er will noch weiter. Mir reicht es für den zweiten Tag. Da ich mir am ersten Tag noch meinen Fuß vertreten habe, suche ich noch eine Apotheke auf und versorge mich mit Voltaren. In Zarautz gönne ich mir eine Pension, da ich keine Nerven für schnarchende Mitpilger habe. Abends genieße ich ein menu del dia. Es ist mengenmäßig ausreichend und gut. Außerdem bekomme ich einen Pilgerrabatt.

3. Etappe: Zarautz - Deba

Wie gestern bin ich um 7.00 Uhr auf dem Weg. Es geht gleich richtig steil los, was mein kaputter Knöchel nicht mag. Es fängt an zu regnen. Die neue Herberge in Askizu existiert zwar, ist aber geschlossen. Es gibt auch keinen cafe con leche. Es geht weiter bergauf und bergab. In Zumaia lasse ich die erste Bar, die ich sehe, links liegen. Es werden sicher noch weitere Bars kommen. Leider war das ein großer Denkfehler. So gehe ich am Ortsende links in den Friedhof und fülle dort meine Wasserflasche auf.



Erst in Elorriaga gibt es wieder eine Bar. Endlich bekomme ich einen cafe con leche. Irgendwann kommt ein Stück entlang der N 634. Über die Brücke ist noch OK, das Stück danach ist extrem gefährlich, weil es keinen Standstreifen gibt. Die Leitplanken sind ersetzt durch Betongebilde, so dass ein Ausweichen nicht möglich ist. Gottseidank geht es nach einigen Hundert Metern rechts ab. Landschaftlich ist es sehr schön, aber der Aufstieg zum Itziar-Pass ist extrem steil. Auch weiterhin geht es steil auf und ab. In Deba angekommen genieße ich einen Superluxus. Die Straße ist so steil, dass die Stadt für die Fußgänger zwei öffentliche Fahrstühle gebaut hat. So schwebe ich die letzten 30 Höhenmeter in einigen Sekunden nach unten. Mein linker Fuß meldet sich permanent. Für die paar Kilometer war ich mit knapp acht Stunden viel zu lange unterwegs. Ich gönne mir also eine gute Unterkunft, wo ich auch meine Wäsche halbwegs ordentlich waschen kann. Zum Abendessen gibt es heute nur eine Tortilla und ein Bier.

4. Etappe: Deba - Markina-Xemein

Am nächsten Morgen breche ich früher auf. In meiner Unterkunft bekomme ich noch einen Apfel für unterwegs. Ich glaube eine relativ harmlose Etappe vor mir zu haben.



Bis El Calvario ist es zwar schon ganz schön steil, aber noch halbwegs trocken. Dann fängt es richtig an zu schütten.  Die Wege sind in kürzester Zeit völlig verschlammt. Ich finde Spuren. Da rutscht vor mir jemand genau so wie ich auch.



Vielleicht es Bernard aus Frankreich? Er hat mich einige Kilometer zuvor überholt. Kurz vor Markina holt mich ein junger Berliner ein. Wir laufen bis San Miguel zusammen. Die Kirche San Miguel de Aretxinaga ist tatsächlich offen. Das ist eine kleine Sensation, denn seit geraumer Zeit sind fast alle Kirchen verschlossen. Wir treten zusammen ein und sind fasziniert von der Kirchengestaltung. Drei riesengroße Steine umgeben den Altar. Für Gottesdienstbesucher ist nicht allzuviel Platz. Kurzzeitig hört es auf zu regnen. Für mich beginnt die Quartiersuche, die nicht ganz einfach ist. Mit einheimischer Hilfe finde ich etwas außerhalb ein casa rural. Hier kann ich zwar gut schlafen, aber zu essen bekomme ich nichts. Es ist Sonntag und mein linker Knöchel sagt mir, dass ich an diesem Tag nicht mehr laufen soll. Es fängt wieder an zu regnen. Den ganzen Abend und die Nacht tobt ein Gewitter.

5. Etappe: Markina-Xemein - Gernika

Gegen 6.30 Uhr bin ich auf der Straße. Die ersten paar Kilometer gehen ganz gut, dann fängt es wieder an zu schütten. Nachdem der offizielle camino von der Straße abgebogen ist, gibt es nur noch Matsch. Weder in Iruzubieta noch in Bolibar hat eine Bar geöffnet. Bis ich am Kloster Cenaruzza ankomme bin ich fix und fertig. Ich will an diesem Tag nicht mehr weiterlaufen und gehe ins Kloster. Ein überaus freundlicher Pater zeigt mir die Unterkunft und bringt mir trockenes Brot, einen Apfel und Kaffee und Milch. Nie hat mir trockenes Brot besser geschmeckt als hier. Dann entdecke ich in der Herberge einen Wäschetrockner. Er funktioniert auch! Ich wasche meine komplett verdreckte Hose und stecke sie in den Trockner. Ziwschenzeitlich hat es aufgehört zu regnen. Meine Moral steigt schnell stark an. Ich trage nochmals Voltaren auf den Knöchel auf und ziehe wieder los. Vorher lasse ich eine großzügige Spende und ein Dankschreiben an den Pater zurück. Um 11.00 Uhr verlasse ich das gastliche Haus und es beginnt sofort wieder zu gewittern. Die Tür hinter mir ist zu. Ich habe keinen Schlüssel. Nach einigen Kilometern in tiefem Matsch treffe ich bei einem Bauernhof zwei junge Katalanen, die sich in einem Schuppen untergestellt haben.Ihnen geht es nicht besser als mir. Der Weg verläuft später teilweise als Bach. Irgendwann verpasse ich eine Abzweigung und lande auf der Straße. Das ist das beste, was mir an diesem Tag passieren kann. Von Matsch habe ich genug und laufe bis Gernika auf der Straße. Nach neun Stunden komme ich ziemlich versaut an.



Ich finde relativ schnell eine Unterkunft. Am Abend genieße ich in meiner Unterkunft ein menu del dia. Nach der Preisliste soll es zehn Euro kosten. Auf der Rechnung stehen sechs Euro. Ich glaube an einen Irrtum und frage nach. Die sechs Euro seien in Ordnung, das ist der Pilgerrabatt. Und das passiert einem Deutschen ausgerechnet in Gernika! Mucias gracias! Eine weitere Überraschung ist, dass Santa Maria geöffnet ist. Auch finde ich relativ schnell, die Kachelwand mit dem berühmten Bild Gernika von Picasso.

6. Etappe: Gernika - Lezama

Zu Beginn des Tages regnet es nicht. Die Etappe bietet zwar einige Höhenmeter, ist aber ganz gut machbar. Ich treffe unterwegs Lieke, Raul und Bernard. Wir haben uns in den vergangenen Tagen ab und zu gesehen und laufen heute ein paar Kilometer zusammen. Leider ist heute etwas mehr Asphalt angesagt. Wir sind insgesamt recht schnell unterwegs und nach etwa fünf Stunden sind wir schon in Lezama. Laut deutschem Führer kann es hier zwei Herbergen geben. Die Information, die wir im Rathaus erhalten, klingt nicht gut: Zur Zeit gibt es hier keine Herberge. Etwa zwei Kilometer weiter an der Landstraße würde es ein casa rural geben. Bernard meint, dass  ihm das zu teuer sei. Wir verständigen uns in vielerlei Sprachen darauf, dass wir zusammen ein Doppelzimmer nehmen, was wesentlich preiswerter ist. Trotz der relativ kurzen Etappe wollen wir nicht nach Bilbao durchmarschieren. Wir genießen Mittags zu viert ein Bier und am Abend ein gemeinsames Menü.



7. Etappe: Lezama - Bilbao

Eine ganz kurze Etappe steht mir mit ca. 11 km bevor. Ich will wenigstens etwas Zeit haben, um mir Bilbao anzuschauen. Trotz der Nähe zu Bilbao verläuft der camino am Anfang recht einsam auf kleinen Wegen und Straßen. Erst ganz kurz vor Bilbao geht es mal wieder sehr steil direkt in die Stadt hinab. Es regnet nicht mehr. Ich komme sogar beim Laufen ins Schwitzen. Sogar die Basilika von Begonia ist offen. Ich habe mich schon vor einer Weile von meinen drei Mitpilgern verabschiedet. Nachdem ich nun auch innerlich in Bilbao angekommen bin, gehe ich weiter Richtung Kathedrale und suche mir eine Unterkunft, die ich relativ leicht und zentral gelegen finde. Nach der üblichen Körper- und Wäschepflege geht es am Nachmittag auf Besichtigungstour, bei der ich wahrscheinlich nicht viel weniger als die elf morgendlichen Kilometer zurücklege. Ich möchte wenigstens von außen möglichst viel sehen. Restaurants in Bilbao sind aber sündhaft teuer und so begnüge ich mich mit einem Sandwich.



8. Etappe: Bilbao - La Arena

Frühmorgens starte ich auf der Kasper-Joos-Route. Ich bleibe also auf der rechten Flussseite und laufe endlos lang an der Straße entlang bis nach Portugalete. Hier setze ich mit einem Schiff über, um vom Fluss aus die Hängebrücke besser sehen zu können. Aus der heutigen Sicht heraus würde ich das nicht mehr tun. Leider ist im Führer von Kasper/Joos die offizielle Route nicht exakt beschrieben. Die Variante auf der rechten Flussseite ist teilweise absolut lebensgefährlich, weil man keinen Sicherheitsabstand zur Fahrbahn hat.
Nachdem ich schon vor 9.00 Uhr in Portugalete übergesetzt hatte, war klar, dass ich weitergehen würde. In Portugalette genieße ich noch den Luxus von zwei Freiluftrolltreppen, die mir doch einige Höhenmeter abnehmen. Am Ortsende ist eine Baustelle und mein Weg endet an einem Bauzaun. Eigentlich sollte ich an einem großen Kreisverkehr geradeaus weitergehen, was absolut nicht möglich ist. In der Mitte der beiden mehrspurigen Fahrbahnen ist ein relativ breiter Grünstreifen, den ich für mich als neuen camino definiere. Am Ende der Baustelle wechsle ich wieder auf die rechte Seite. Leider kommt kurz darauf wieder eine Großbaustelle. Hier ist ein Weg spärlich markiert. Der rote Radweg existiert nicht mehr. Erst nach der Durchquerung von Ortuella gibt es ihn wieder. Die restlichen zehn Kilometer erscheinen mir dann unendlich lange. In La Arena finde ich über eine Bar eine kleine Pension direkt am Strand. Am Abend genieße ich mit einem Brautpaar einen tollen Sonnenuntergang am Meer.



9. Etappe: La Arena - Islares

Ich erhalte am frühen Morgen in meiner Bar ein Frühstück. Frisch gestärkt geht es los. Zuerst am Strand entlang, dann zuerst leicht bergauf auf einen Küstenweg an den Klippen entlang. Hier stolpere ich wieder einmal fast über eine Schlange. Genau hier treffe ich auch Gregor und Paul aus Österreich. Wir beratschlagen, ob die Schlange noch lebt oder nicht mehr. Wir wissen es nicht; auch nicht, um welche Art es sich hierbei handelt. Zwischenzeitlich hat mich ein Kollege aufgeklärt, dass es sich um eine Ringelnatter handelt.




Kurz nach unserem Treffen mit der Schlange sollten wir zumindest nach spanischem Führer durch den Tunnel von Galerna. Er ist zur Zeit gesperrt und es gibt einen kleinen gekennzeichnten Umweg. Nach einheimischer Aussage hätte man mit ein bisschen Kletterei auch ohne Umweg über den Tunnel kommen können. Das tun wir uns nicht an.



Dafür gönnen wir uns in Castro Urdiales zum Mittagessen je zwei Bier und etwas zu essen. In Islares trenne ich mich wieder einmal von Mitpilgern. Es ist kurz vor 15.00 Uhr. Mir reicht mein Pensum, da ich immer noch Probleme mit meinem Knöchel habe. Ich finde wieder ein Hostal direkt am Meer.

10. Etappe: Islares - Santona

Um 6.00 Uhr breche ich auf. Das Wetter in den lezten Tagen war deutlich besser geworden und ich will nicht in der Hitze am Nachmittag laufen.Bis kurz hinter Liendo laufe ich den Kasper-Weg, dann wieder den offiziellen Weg.
Was ist das eigentlich, der offizielle Weg? Wer weiß heute so genau, welchen Weg im Mittelalter die Pilger genommen haben. Ich weiß, dass ich die ganze Strecke gelaufen bin und dass ich jedes Mal geflucht habe, wenn ich wieder vor einer verschlossenen Kapelle gestanden habe. Allerdings kann ich gut verstehen, dass die Kirchen nicht ohne Aufsicht offen sein können. Im Jahre 1999 war ich am Palmsonntag in Puente la Reina der 99. Pilger in der Herberge. An "guten" Tagen kommen heute so viele pro Tag.
In Laredo finde ich zwei offene Bars. Ich besuche beide. In Colindres habe ich ab und an Probleme mit der Wegfindung, komme dann aber doch nach einigen Fragen an den kilometerlangen Strand. Nach dem Kartenstudium frage ich mich allerdings, was der recht lange Umweg über Colindres eigentlich soll. Das ewig lange Marschieren an der Ausfallstraße macht keinen Spaß. Es müsste eigentlich von Laredo aus einen ebenfalls schönen Weg am Strand entlang geben. Jedenfalls komme ich dann doch noch nach Punton zur Fähre, die mich jetzt für 1,70 Euro nach Santona übersetzt. Leider macht sich das Wetter am Nachmittag zu und ich verzichte abends auf den Strand.

11. Etappe: Santona - Santander

Ganz früh verlasse ich am Pfingstsonntag Santona. Es ist leicht neblig und im Führer von Joos steht, dass man bei schlechten Sichtverhältnissen auch den Radweg nehmen solle. Also laufe ich über die Landstraße. In Argonos hat am frühen Morgen schon eine Bar offen und der Barkeeper zeigt mir stolz, dass es bis Santiago nur noch 585 km sind. Auf der CA 141 kehre ich vor Arnuero nochmals in einer Tankstelle ein. Hier gibt es sogar Tortilla warm und gut. Weiter geht es nach Santa Maria de Bareyo. Diese Kirche möchte ich mir unbedingt anschauen, gehe also links von der Landstraße weg. Leider kommt nach 100 m kein Abzweig nach links, sondern erst einige Meter später. Ich biege rechts ab zur Kirche, die natürlich verschlossen ist. Nach der Beschreibung folge ich der Teerstraße noch 100 m weiter und stehe plötzlich am Abgrund. Ein paar Meter unter mir befindet sich wieder die alte Straße. Ich klettere vorsichtig hinunter und bin mir sicher, dass irgendetwas nicht stimmt. Hier hätte ich rechts abbiegen sollen. Ich jedenfalls gehe nach links und weiter auf der CA 141. Recht bald merke ich, dass das falsch ist. Mein kaputter Knöchel sagt: nicht umkehren! So laufe ich weiter und weiß, dass ich nach Santander durchlaufen muss. Nach einigen Stunden und in Somo noch mehr Fragen nach der Fähre lande ich tatsächlich noch am selben Tag in Santander. Hier ist im Hafen eine große Ausstellung des Militärs. Auch wenn Santiago oft als Matamoros dargestellt wird, ist mir der hl. Jakobus als Pilger lieber. Ich verzichte auf das Militär und suche mir eine kleine Pension.
Am späten Nachmittag gehe ich in die Kathedrale. Sie ist geöffnet, ich trete ein und bekomme einen Schock. So winzig klein habe ich noch keine Kathedrale gesehen. Irgendwann gehe ich wieder nach draußen, einmal um den Gebäudekomplex herum und finde den Eingang zum Kreuzgang und von hier aus den Eingang zur echten Kathedrale. Ich war zuerst in einer kleinen Kirche direkt unterhalb der Kathedrale.



Mein Versuch, um 18.30 Uhr etwas warmes Essen zu bekommen schlägt fehl. In einer Bar bietet man mir russische Eier an, die ich dankend bestelle und auch esse. Es war aber wohl besser, dass ich nicht erkannt habe, welche Zutaten in dem Salat gesteckt haben. Nach dem sehr langen Weg gehe ich ganz früh ins Bett.

12. Etappe: Santander - Playa de Mogro

Ich finde ganz früh am Morgen problemlos aus Santander hinaus. Zwischenzeitlich habe ich mich kundig gemacht, wie weit ich pilgern darf, um wieder problemlos mit dem Bus nach Santander zurückfahren zu können. Ich kann mir also ab jetzt viel Zeit lassen. Mein Knöchel wird es mir danken. Nach einer guten Stunde finde ich an der Nationalstraße eine Tankstelle mit angeschlossener Bar. Ein cafe con leche tut gut. Wie beschrieben geht es in Penacastillo rechts von der großen Straße weg. Das erste Stück neben den Gleisen entpuppt sich als ein Trampelpfad in nassem hüfthohem Gras. In kürzester Zeit sind meine Hosen völlig durchnässt. In Bezana überholt mich ein merkwürdiges Pilgerpaar, die es nicht nötig haben zu grüßen. Bis Boo de Pielago verläuft der Weg auf angenehmen kleinen Wegen, leider aber alles Asphalt. Ich nehme mir fest vor, in Boo nicht die Abkürzung über den Eisenpfad zu nehmen. Als ich am Dorfende von der Dorfstraße nach rechts abbiege, werde ich von einem Spanier sofort als Pilger erkannt. Er zückt sein Handy und ich verstehe nur: Achtung, da kommt ein Pilger. An der inoffiziellen Abzweigung laufe ich also geradeaus weiter. Kurz darauf fangen mich zwei nette spanische Herren auf dem Weg ab. Ein Umweg von acht Kilometern sei zu viel und ich sollte unbedingt über die Brücke laufen. Sie zeigen mir auch noch wie ich laufen müsste. Ich erkundige mich sicherheitshalber noch, ob die FEVE Rechts- oder Linksverkehr hat und warte zusätzlich noch den nächsten Zug ab. Da man die Brücke auf der linken Seite überquert, kommt der Zug tatsächlich auf dem "falschen" Gleis. Da ich nun weiß, dass Linksverkehr ist, bin ich auf der Brücke extrem schnell. Der Weg bis zum Bahnhof von Mogro ist dann ein sehr schöner Trampelpfad. In Mogro suche ich mir eine Unterkunft, was nicht ganz leicht ist. Nach einem Umweg von knapp 2 km zum Strand (Playa de Mogro) finde ich dort eine Unterkommen. Ich kann mich auch einmal wieder intensiv um meine Wäsche kümmern.

13. Etappe: Playa de Mogro - Santillana del Mar

Um 6.20 Uhr will ich das gastliche Haus verlassen und bekomme sogar noch ein kleines Frühstück und zwei süße Teilchen für den Weg. Landschaftlich ist der Weg anfangs sehr schön. Später kommt dann der lange Weg entlang der Fa. Solvay. Ich gehe nicht die im Führer beschriebene Variante, sondern biege nach 1,7 km Pipeline nicht nach links ab. Ich laufe geradeaus weiter. Wie ich später erfahren soll, haben das andere Pilger auch gemacht. Der Weg ist auch gekennzeichnet, aber leider nicht im Outdoor-Führer beschrieben. Am Bahnhof von Requejada überquere ich auf einer ganz modernen Füßgängerbrücke die Gleise, gehe geradeaus weiter die Straße nach oben und treffe dort wieder auf die zweite Variante. Ab hier laufe ich wie beschrieben über Barreda, Viveda und Camplengo nach Santillana del Mar. Wie üblich sind die Kapellen, an denen ich vorbeikomme, geschlossen. In Santillana finde ich direkt gegenüber der Kirche eine kleine günstige Pension.
Nach der üblichen Körperpflege will ich in die Kirche. Sie ist wegen einer Beerdigung für Besucher geschlossen. Dafür lässt man mich in den Kreuzgang. Am Nachmittag versuche ich es ein zweites Mal. Wieder ist eine Beerdigung. Später versuche ich nochmals über den Kreuzgang in die Kirche zu kommen, was dieses Mal auch klappt.



Gegen 20.00 Uhr treffe ich mich mit Harry aus Bayern und mit Paul und Gregor, die ich erstaunlicherweise wieder eingeholt habe, zum gemeinsamen Essen. Es wird ein gemütlicher Abend. Wir sind uns auch alle vier einige, dass es sehr schade ist, dass fast alle Kirchen verschlossen sind.

14. Etappe: Santillana del Mar - Comillas

Der Weg ist wie immer gut markiert. Ich starte morgens als erster. Ich weiß, dass Harry, Paul und Gregor schneller sind. Die drei holen mich auch unterwegs ein. Wir laufen ein Stück gemeinsam. In Cobreces gönne ich mir einen cafe con leche. Das Stück bis Comillas ist toll zu laufen. Hier verabschiede ich mich von Paul und Gregor, die ja das Glück haben, bis Finisterre durchlaufen zu können. Harry hatt sich vorher schon verabschiedet. Ich finde schnell ein Hostal. Das übliche Ritual folgt: Körper- und Wäschepflege.
San Cristobal ist natürlcih auch abgeschlossen. Dafür schaue ich mir am Nachmittag El Capricho von Gaudi an.



In meinem Hostal erhalte ich um 20.00 Uhr ein ausgezeichnetes Menü.

15. Etappe: Comillas - San Vincente de la Barquera

Mein letzter Pilgertag beginnt wie üblich gegen 6.00 Uhr. Meine Rückfahrt nach Santander ab San Vincente soll um 15.45 Uhr sein. Unterwegs überlege ich mir, was ich sechs Stunden in San Vincente soll. Das Wetter ist wieder schlechter geworden. Ich könnte mich nicht einmal an den Strand legen. Ich laufe also immer schneller und bin dann vor 9.00 Uhr am Busbahnhof.



Ich kann also noch in eine Bar und nehme dann den Bus, der fahrplanmäßig um 9.45 Uhr nach Santander fahren soll. Der Fahrer hat wohl keine Lust und fährt schon zehn Minuten früher ab. Für die etwa 75 km lange Strecke zahle ich günstige 4,25 Euro. Unterwegs lässt der Fahrer an allen möglichen und unmöglichen Stellen Leute ein- und aussteigen. Die Verspätung an den offiziellen Haltepunkten bis Torrelavega wird immer länger. Oh Wunder, bis Santander hat er die Verspätung durch eine geniale Fahrweise wieder wettgemacht.
Die Quartiersuche für zwei Nächte gestaltet sich äußerst schwierig, weil in Santander gerade ein großer Kongress sei. Ich finde nach einigem Suchen doch eine ganz kleine Pension in der Nähe des Hafens.

Mein Pilgerdasein auf dem camino del norte ist vorübergehend beendet. Ich bin nur noch Tourist. Leider ist das Wetter wieder extrem schlecht geworden.

Am Samstag fliegt mein Ryanair-Flieger pünktlich ab und kommt - wie oft bei Ryanair - früher als geplant in Hahn an.

Der kleine Rest von knapp 500 km soll möglichst bald folgen.   

Copyright 1999-2020, Gerhard Treiber, info@peregrino.de
Zurück zum Seiteninhalt