Camino Vasco - Informationen zu Jakobswegen

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Anreise

Ich stehe um 4.30 Uhr auf; meine S-Bahn nach Mannheim geht um 5.47 Uhr. Der ICE nach Paris hat dort nur fünf Minuten Verspätung. Dafür bekomme ich sofort im ICE ein Ticket für die Pariser Metro. Der Preis ist jetzt 2,- Euro. Problemlos komme ich mit der M4 von Paris-Est nach Paris-Montparnasse. Alles in allem dauert das ungefähr 40 Minuten, wobei unterirdisch einige Laufstrecken zurückzulegen sind. Nach endlos erscheinender Warterei fahre ich dann pünktlich ab und erreiche über Bordeaux, Dax, Bayonne und Biarritz kurz vor 20.00 Uhr Hendaye. Vom Bahnhof aus mache ich mich auf den Weg (2,9 km) zu meiner Pension in Irun. Nach einem Abendessen gehe ich sofort ins Bett.

Camino Vasco

Von Hendaye/Irun nach Santo Domingo de la Calzada

Karte: Camino Vasco

1. Pilgertag: Irun - Urnieta (32,9 km)

Nach einem kleinen Frühstück starte ich gegen 6.30 Uhr noch im Dunkeln. Noch regnet es nicht, was sich aber bald ändern wird. In Irun habe ich leichte Probleme mit der Wegführung.
Achtung: In der Avenida de Gipuzkoa geht man rechts an der Tankstelle vorbei in die Avenida de Elizatxo. Der "Rest" ist gut gekennzeichnet. Geplant hatte ich eigentlich nur bis Hernani zu pilgern. Für den ersten Tag wären etwa 25 km ein guter Einstieg gewesen. Landschaftlich ist der Weg sehr schön. Kleine Wege wechseln sich mit Asphaltsträßchen ab. An Nationalstraßen muss ich nicht laufen. Gegen 11.00 Uhr fängt es immer stärker an zu regnen. Mein Poncho kommt dieses Jahr zum ersten Mal zum Einsatz. In Oiartzu kaufe ich bei einem Bäcker ein und ziehe weiter. Hier war wohl ein Fest, denn ich sehe nur Alkoholleichen und viel Müll. In Frantzesillaga versuche ich einzukehren, werde aber sehr freundlich abgewiesen. Vielleicht habe ich nicht vornehm genug ausgesehen? So pilgere ich weiter. In Astigarraga finde ich eine kleine Bar, wo ich einen Cafe con Leche bekomme. In Hernani dann der große Schock: Wegen einer Fiesta ist alles ausgebucht. Also muss ich bis nach Urnieta weiterziehen. Auch hier bekomme ich im Ort keine Unterkunft. Im Industriegebiet am Ortsende ist ein nicht ganz billiges Hotel, wo ich endlich einkehren kann. Wenn es nicht mein erster Tag gewesen wäre, dann wäre ich weitergezogen. Aber 32,9 km sind für den ersten Tag mehr als ausreichend. Nach Bezug meines Zimmers gibt es das übliche Pilgerritual; Duschen und Kleiderpflege. Dann kann ich von meinem Fenster aus einen "wunderschönen" Wolkenbruch genießen.

Camino Vasco

2. Pilgertag: Urnieta - Tolosa (16,8 km)

Um 6.25 Uhr bin ich ohne Frühstück wieder auf dem Weg. Zürückgehen auf den ausgeschilderten Camino wäre unsinnig und so gehe ich weiter durch das Industriegebiet in Richtung Andoain. Etwa einen Kilometer vor der Ortschaft stoße ich wieder auf den Camino. Er läuft nun auf einer stillgelegten Bahntrasse inklusive Tunnel. Die Wegbeschaffenheit ist heute völlig anders. Ich darf nur auf Asphalt gehen. Da es den ganzen Tag regnet, ist der Asphalt angenehmer als vermatschte Feld- oder Waldwege. Am Ortseingang von Andoain gehe ich an der Herberge vorbei ins Zentrum, wo ich gegenüber der Kirche San Martin eine offene Bar für ein Frühstück finde. An Villabona vorbei komme ich nach Anoeto, wo die Kirche San Juan Batista tatsächlich geöffnet ist. Im Dauerregen ziehe ich weiter nach Tolosa, wo ich in der Pension Karmentxu ein kleines Zimmer bekomme. In einer Bar bekomme ich eine Kleinigkeit zu essen. Die Lage in einem Mittelgebirge an einem kleinen Fluss macht Tolosa zu einem schönen Städtchen.

Tolosa

3. Pilgertag: Tolosa - Beasain (20,9 km)

Wie üblich gehe ich sehr früh los. Der Weg ist auf dieser Etappe ganz leicht zu finden. Bis Beasain bleibe ich auf einem kombinierten Rad-/Fußweg. Da heute Sonntag ist, bin ich nicht alleine unterwegs. Echte Pilger sehe ich allerdings keine. Im Tal des Rio Oja komme ich gut voran. In Alegia/Zubiaurre kehre ich in einer Bar zu einem Frühstück ein. Zwischenzeitlich hat es wieder angefangen zu regnen. Bei einer Einsiedelei kehre ich ein zweites Mal ein. Dann gehe ich ohne Pause weiter bis nach Beasain. Die Quartiersuche ist wie bisher nicht ganz einfach. Es soll im Ort eine Herberge geben. Diese kennt  aber niemand und ausgeschildert ist auch nichts. So lande ich im kleinen Hotel Igartza. Da auch im Baskenland Ferien sind, bekomme ich nur in einer kleinen Bar ein paar Raciones. Was aussieht wie Hähnchen, entpuppt sich beim Probieren als Fisch. Das Gleiche passiert mit der vermeintlichen Tortilla. In Beassain wird der Jakobsweg abwechselnd durch Pfeile und in den Boden eingelassene kleine Metalltafeln gekennzeichnet. Leider wird die Richtung nicht durch die Muschel, sondern durch den Pilgerstab angezeigt.

4. Pilgertag: Beasain - Agurain/Salvatierra (38,1 km)

Ich finde um 6.00 Uhr eine Bar, wo ich ein Frühstück bekomme. Heute liegt eine sehr lange und anstrengende Etappe vor mir, was ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht weiß. Wie üblich bei größeren Ortschaften darf ich zuerst durch ein Industriegebiet pilgern, bevor ich Beasain hinter mir lasse. Es soll einen Weg über Olaberria und Idiazabal geben. Ich folge aber dem ausgeschilderten Weg, der mich direkt nach Segura führt. Weiter geht es auf einem schön angelegten Radweg nach Zegama.

Camino Vasco

Beim Betreten der Ortschaft zeigen Pfeile nach rechts. Dann geht es durch ein sehr kleines Industriegebiet nach links und anschließend bin ich im Dschungel. Der sehr steile und teilweise zugewachsene Trampelpfad ist eigentlich eine Zumutung. In Sichtweite der Kirche soll es wieder abwaärts gehen. Schön, dass sich der Morgennebel langsam auflöst, sodass ich die Kirche auch sehe. Ich beschließe aber zur Touristinfo zu gehen, die noch weiter bergaufwärts liegt. Sie ist aber geschlossen. Abwärts gibt es nun einen Fahrstuhl. Im Dorf bekomme ich einen Cafe con Leche. Ich will nach nur 15 km nicht in Zegama bleiben und beschließe noch den Tunnel von San Adrian dranzuhängen. Notfalls kann ich ja im Tunnel trocken übernachten. Ich kaufe mir also noch zwei Fanta, die ich auf dem weiteren Weg dringend brauche. Stempeln kann ich im ganzen Dorf trotz vieler Fragen nicht. Zum ersten Mal wird es nun richtig heiß. Nach etwa 3 Stunden Aufstiegs komme ich an der kleinen Kapelle Spiritu Sancti an.

Spiritu Sancti

Nur noch 700 m und ich bin am Tunnel angelangt. Dort trifft mich fast der Schlag. Archäologen mit Dieselaggregat und Kühe haben San Adrian in Beschlag genommen. An eine Übernachtung dort ist nicht zu denken. Also ziehe ich nach einer kurzen Pause weiter in Richtung Portugaina zum höchsten Punkt des heutigen Tages. Dann geht es teilweise steil abwärts weitere 8 km nach Zalduondo, wo es zwei Casa Rurales gibt. Das erste ist komplett belegt, beim zweiten öffnet mir niemand. Wenigstens kann ich meine Wasserflasche wieder auffüllen. Ich muss also nach 32 km bisher noch sechs weitere dranhängen. Dafür bekomme ich in Agurain/Salvatierra bei Jose Mari ein sehr schönes Zimmer plus Essen mit Pilgerrabatt. Die beiden großen Kirchen sind wie zu erwarten geschlossen. Dafür bekomme ich bei den Nonnen von Santa Clara einen Pilgerstempel.

5. Pilgertag: Salvatierra - Vitoria/Gasteiz (30,1 km)

Wie immer stehe ich früh auf, sodass ich gegen 6.30 Uhr wieder auf der Straße bin, was heute für fast die ganze Strecke wörtlich zu nehmen ist. Ich habe heute für das Pilgern zu schönes Wetter. Es wird richtig heiß. Glücklicherweise sind die kleinen Sträßchen nicht sehr befahren. Auf den Caminos Rurales tuckert ab und an ein Bauer auf seinem Traktor vorbei. Ich finde heute auf der ganzen Strecke bis Vitoria keine Bar. Erst im letzten Dorf vor Vitoria finde ich wenigstens einen funktionierenden Wasserhahn. Wie so oft verliere ich in großen Städten auch in Vitoria die Markierung. Grob nach Himmelsrichtung gelange ich dennoch schnell ins Zentrum. Im Notfall hilft immer die Frage nach der Kathedrale. In allernächster Nähe der Kathedrale komme ich in einer relativ neuen Herberge unter, wo ich sogar ein Sechserzimmer für mich alleine habe. Dort finde ich auch eine Waschmaschine und einen Trockner. Endlich kann ich meine Klamotten wieder einmal richtig waschen. Die Herberge hat außerdem eine Küche, einen Getränkeautomaten und per Karte abschließbare Zimmer mit eigenem Bad. Am späten Nachmittag steht noch eine Stadtbesichtigung auf dem Programm. Vitoria hat zwei Kathedralen. In einer der beiden ist ein Museum untergebracht, sodass diese Kirche tatsächlich auch besucht werden kann. Die Abmessungen sind schon beeindruckend. Nach der Tour gehe ich zu einem Dönerladen und anschließend sehr früh schlafen.

Oviedo

6. Pilgertag: Vitoria/Gasteiz - La Puebla de Arganzon (20 km)

In der Herberge habe ich einen sehr guten Stadtplan im Maßstab 1:1000 mit eingezeichnetem Camino bekommen, sodass ich trotz der Dunkelheit leicht aus der Stadt hinausfinde. Die Villenvororte in Vitoria sind sehr beeindruckend. Am Ortsende muss ich zum ersten Mal auf den Autoverkehr achten. Ab Gometxa wird das wieder besser. Über Subijana de Alara pilgere ich weiter. Nun geht es über die Montes de Vitoria weiter nach Villanueva de la Oca.

In den Montes de Vitoria

Radfahren wollte ich auf diesem Abschnitt des Camino Vasco sicher nicht. Es ist sehr warm und ich muss mit meinen Getränken gut haushalten. Den ganzen Tag bis zum Etappenziel finde ich wieder keine Bar. Die Dörfer sind auch so winzig, dass sich eine Bar nicht lohnen würde. Nach Puebla darf ich dann wieder auf einer kleinen Landstraße gehen. Dort kann ich in der kleinen Herberge unterkommen. Zuvor gönne ich mir im Dorf in einer netten Bar eine lauwarme Tortilla. Gegen 16.00 Uhr kommen Miden (baskisch, Maria) und Idoia (baskisch, Virgen) in die Herberge. Die beiden spanischen bzw. baskischen "Kurzpilgerinnen" gehen in drei Tagen von Vitoria nach Santo Domingo de la Calzada. Zu dritt gehen wir Abendessen, wo ich einen kleinen Baskischkurs bekomme. Agur (gesprochen a-urrrr) heißt bye-bye.

Pilgerherberge

7. Etappe:  La Puebla - Haro (32,6 km)

Der Abmarsch noch im Dunkeln ist problemlos, da die ersten Kilometer auf einer kleinen Landstraße zurückgelegt werden. An einem großen Kreisverkehr angekommen geht es links in Richtung Burgueta. Dort angekommen, geht es wirklich durch das Dorf, das so früh wie ausgestorben wirkt. Dann geht es auf guten Wegen weiter nach Estavillo, Berantevilla und Zambrana. Wie so oft in den letzten Tagen ist nirgendwo eine Bar zu sehen. Also ziehe ich weiter nach Salinillas de Buradon. Auf diesem Abschnitt geht es einige Kilometer auf dem Randstreifen der stark befahrenen Nationalstraße entlang. Kurz vor Salinillas biegt man nach links ab und darf das Dorf in weitem Bogen bis zum östlichen Ortsende umwandern. Hier gibt es eine Albergue. Aber es ist noch früh am Tag und ich ziehe weiter. Es ist warm, aber der Aufstieg zur Portila la Loberia ist gut zu schaffen. Beim sehr steilen Abstieg passe ich wegen der losen Steine extrem gut auf. In Brinas kehre ich in der ersten Bar ein. Zu Essen gibt es nichts, aber immerhin eine Cola. Nun kommt der schönste Abschnitt. Im Schatten geht es am Ufer des Ebro entlang nach Haro. Hier muss ich eine Weile suchen, bis ich im Hostal Aragon unterkomme. Essen bekomme ich schließlich wieder bei einem Dönerladen. Auf dem Weg zur Kirche Santo Tomas fängt es wieder einmal an zu regnen.

Capital de Rioja

8. Etappe: Haro - Santo Domingo de la Calzada (21,1 km)

Ich starte bei leichtem Nieselregen aus Haro. Der Weg aus der Stadt ist problemlos zu finden. Eigentlich geht es immer geradeaus. Dann darf ich auf der N-203 bleiben, die aber gottseidank wenig Verkehr aufweist. Nach dem Überqueren der Autobahn geht es scharf rechts auf einen landwirtschaftlichen Weg. Dieser beschreibt einen großen Linksbogen bis er endlich auf die N-232 trifft. Ausgeschildert ist hier der Weg nach rechts bis zur nächsten Brücke und dann auf der anderen Straßenseite wieder zurück. Man könnt hier also abkürzen! Weiter geht es nach Zarruton, wo gerade bei meiner Ankunft eine Bar öffnet. Seit Tagen gibt es endlich wieder ein ordentliches Frühstück. Über Feldwege, die teilweise sehr verschlammt sind, komme ich bei der winzigen Siedlung Madrid vorbei. Achtung: Dort gehe ich wegen einiger absolut verrückter Hunde soweit wie möglich links. Ich durchquere Banares und sehe in der Ferne den mir wohlbekannten Turm der Kathedrale in Santo Domingo de la Calzada. Nun bin ich auf dem Camino Frances mit einer ganz anderen Infrastruktur als auf dem Camino Vasco.

Santo Domingo de la Calzada
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