Merida - Salamanca - Informationen zu Jakobswegen

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Via de la Plata

Teil 2: Merida - Salamanca

Am 14. April 2008 fliege ich von Frankfurt nach Madrid, übernachte dort in einem relativ preiswerten Hotel in einer Gegend, wo Madridkenner nicht übernachten würden, und fahre dann am nächsten Morgen mit der Renfe von Madrid-Atocha nach Merida. Alles klappt bestens, sogar dass ich dreimal mit der Metro umsteigen muss, um vom Flughafen Madrid Barajas zu meinem Hotel zu kommen. Auch an der Pünktlichkeit der spanischen Renfe kann sich die deutsche Bahn eine Scheibe abschneiden.

11. Etappe: Merida - Aljucen

Nach der pünktlichen Ankunft in Merida muss ich nicht lange suchen und besorge mir in einem kleinen Laden noch etwas zu essen und zu trinken. Um 13.00 Uhr bin ich wieder als Pilger auf der via de la plata. Da ich schon im Jahr zuvor in Merida war, komme ich schnell am Aquädukt vorbei in die Außenbezirke. An einem Kreisverkehr soll ich geradeaus gehen, was aber wegen einer Baustelle nicht möglich ist. Gelbe Pfeile weisen nach halbrechts an einem Bauzaun vorbei. Nach ca. 100 m gibt es keinerlei Wegweiser mehr. Ich weiß, dass ich nach Norden muss, was aber wegen der Baustelle nicht möglich ist. Einen knappen Kilometer später befrage ich in meinem grauenhaften Pilgerspanisch einen Einheimischen nach dem Weg: Ja, ich wäre richtig und ich müsste auch wirklich nach links abbiegen und am Sportplatz vorbei. Leider endet der Fußweg nach dem Sportplatz mitten im Feld. Mit schlechtem Gewissen renne ich querfeldein zum schon sichtbaren nächsten Kreisverkehr an der Landstraße. Ich bin wieder richtig. Im Gegensatz zum letzten Jahr bläst ein fürchterlich kalter Wind. Dennoch komme ich relativ schnell am römischen Stausee Proserpina vorbei und werde von Einheimischen als Exot bestaunt. Noch einige Kilometer Straße, dann geht der Weg glücklicherweise noch durch eine Dehesa und ich komme nach ca. 17 km gegen 16.30 Uhr in Aljucen an. Unterwegs sehe ich ein Paar Rothühner.

Die Herberge ist verschlossen. Ich klingle und Rocío, eine junge Spanierin macht auf, identifiziert mich sofort als Deutschen und lässt mich in die Herberge hinein. Sie ist mit ihrem Vater, einem in Deutschland geborenen und hier aufgewachsenen Spanier, und Freunden auf der via de la plata unterwegs. Ich dusche schnell, gehe ins casa rural, um mich dort zum Abendessen anzumelden. Beim Abendessen lerne ich noch Anna aus München und Ulli aus Wetzlar kennen. Der erste Pilgertag war ein guter Tag!


12. Etappe: Aljucen - Alcuescar

Die Nacht war kalt. Nach Aufstehen um 7.00 Uhr und einem Frühstück, das aus einem cafe con leche und einem Donat bestand, verlasse ich gegen 7.45 Uhr Aljucen. Nach etwa 4 km liegt ein Kalb mitten auf dem Weg. Beim Näherkommen entpuppt sich das Kalb als Kreuzung zwischen Bernhardiner und Dogge. Links Antäuschen und rechts vorbei und gleichzeitig so tun, als ob mich das nichts angeht. Beim Vorbeigehen knurrt es auch rechts von mir. Alleine gegen zwei riesengroße Hunde. Ich fahre meine beiden Teleskopstöcke seitlich aus und versuche ganz entspannt durch die beiden hindurchzuschlendern, was mir irgendwie auch gelingt. Glücklicherweise war das in diesem Jahr meine einzige Begegnung mit wilden Hunden. Unterwegs überholen mich 6 Biker; das wars. Ansonsten sehe ich auf dem ganzen Weg niemanden. Kurz vor Alcuescar verstehe ich die Wegführung nicht: Ich bin fast an der Landstraße angekommen, muss dann nach halbrechts wieder von der Straße weglaufen und dann am Ende doch wieder zu der Straße zurück. Das macht keinen Sinn. In der Congregacion de los Hermanos de Maria de los Pobres werde ich nach 21 km und ca. 4,5 Stunden sehr freundlich aufgenommen. Ich erhalte eine Einzelzelle. Die Dusche funktioniert und alles auf Donativo-Basis. Später kommen auch noch Antonio, Sara, Luis, Teresa und Rocio und ebenso Anna und Ulli. Am Nachmittag gehen wir alle zusammen zum Essen. In der Klosterkirche gibt es um 20.00 Uhr für alle noch den Pilgersegen und anschließend für alle ein gemeinsames Essen!

13. Etappe: Alcuescar - Aldea del Cano


Ich stehe um 6.45 Uhr auf, mache mich betont langsam fertig, warte bis 7.45 Uhr auf Antonio und Co. Leider ist niemand zu sehen und es ist auch nichts zu hören. So mache ich mich alleine auf den Weg. Ich wähle die Etappe nach Aldea del Cano mit knapp 17 km bewusst kurz, weil es erst mein dritter Tag ist und ich ziemlich genau weiß, was ich mir am Anfang zumuten kann. Die Landschaft ist sehr schön. Unterwegs überholen mich drei Spanier aus der Gegend von Burgos. Sie sind wahnsinnig schnell und wollen bis Valdesalor und dort irgendwo auf dem Boden schlafen. Das will ich auf keinen Fall. Als ich die Herberge in Aldea del Cano sehe, bin ich fasziniert: Zwei saubere Doppelzimmer, beheizt, die Dusche funktioniert, ich kann meine Klamotten waschen, eingerichtete Küchenzeile. Was will ich für 3 € mehr? Für Notfälle gibt es noch zwei Sportmatten, die an diesem Tag aber nicht benötigt werden. Außer mir kommen an diesem Tag nur noch Anna und Ulli. Zur Information: Wenn man in Aldea del Cano ankommt ist das erste Haus links die Albergue und dort ist es die rechte Tür. Das dritte Haus links ist die Bar Las Vegas, in der man sich anmelden muss und dann den Schlüssel für die Herberge bekommt.

14. Etappe: Aldea del Cano - Caceres


Gegen 7.30 Uhr stehe ich auf und gehe - für meine Verhältnisse - sehr spät gegen 9.00 Uhr weg, aber bei 24 km Tagespensum geht das noch. Wie vereinbart gehen wir - Anna, Ulli und ich - an diesem Tag zu dritt. Wir haben recht genau das gleiche Gehtempo und so ist das Zusammenlaufen kein Problem. In Valdesalor gibt es keine Herberge, aber wir wollten ja auch nicht bleiben. Leider gibt es auch keine offene Bar. So gehen wir bei der Tankstelle an der Nationalstraße in die Cafeteria und gönnen uns den üblichen cafe con leche. Danach wird es etwas schwierig mit der Orientierung, weil hier gebaut wurde. Wir gehen also über die Nationalstraße und in Richtung der bereits sichtbaren Brücke. Irgendwann kommen dann auch wieder gelbe Pfeile. Nach längerem Auf und Ab machen wir eine Rast an einem Militärgelände. Der Einmarsch in Caceres ist weniger schön, da es - wie meistens bei halbwegs größeren Städten - endlos lang durch Industriegebiete geht. Direkt im Zentrum bekommen wir in der Pension Carretero günstige Zimmer. Sechs Stunden ist für 24 km eine akzeptable Zeit. Nach dem üblichen Ritual - Duschen und Klamotten waschen - besichtige ich am späten Nachmittag noch für 1 € Eintritt die Cocatedral Santa Maria. Einige Innenhöfe in Caceres sind geöffnet, so dass ich mir auch diese Besichtigungen nicht entgehen lasse. Abends gibt es für uns drei ein günstiges und gutes Menü del dia. Die angekündigte Prozession zur semana santa findet nicht statt. Unsere Vermutung ist, dass sie wegen einsetzenden Regens und bitterer Kälte abgesagt wurde.

15. Etappe: Caceres - Tajo-Stausee


Im Gegensatz zu gestern Abend scheint es nicht zu regnen. Ich gehe wieder alleine. Anna und Ulli bleiben noch bis zum Mittag in Caceres. Bei meinem Aufbruch ist noch alles dunkel. Gute zwei Stunden später finde ich in Casar de Caceres eine Bar. Hier gibt es das übliche Pilgerfrühstück: ein cafe con leche und ein süßes Teilchen.

Dann geht es weiter. Es liegt noch eine sehr lange und einsame, aber auch landschaftlich tolle Strecke vor mir. Nach einigen Stunden treffe ich auf die N 630. Zu allem Überfluss fängt es auch noch an zu regnen. Jetzt macht das Laufen keinen Spaß mehr. Nach etwa 32 km stelle ich fest, dass bei Linda und Maarten geschlossen ist. Meine Hoffnung ruht auf der Herberge am Tajo-Stausee, die nach R. Joos nicht den allerbesten Service haben soll. Also laufe ich weiter. Ich werde eines besseren belehrt. Die Herberge ist nach Aushang täglich von 12.00 Uhr bis 19.00 Uhr geöffnet. Sie ist groß und sauber. Ich bekomme ein Secherzimmer für mich allein. Duschen und Toiletten sind in Ordnung. Ich bekomme sogar noch eine Pizza, die ich mir dann selbst im Grill warm machen kann. Ich kann mich über die Herberge absolut nicht beklagen. Beim Preis von 15 € für die Nacht ist auch ein reichhaltiges Frühstück dabei, das ich mir am nächsten Morgen wie das Abendessen zuvor auch selbst zubereiten darf. Im Internet ist die Herberge unter http://albembalsealcantara.tripod.com erreichbar.


16. Etappe: Tajo-Stausee - Grimaldo

Nach einem sehr ausgiebigen Frühstück verlasse ich die Herberge gegen 8.15 Uhr. Es geht ein heftiger Wind. Auf der Höhe sind extrem starke Böen. Nach etwa 2,5 Stunden erreiche ich Canaveral, was natürlich für einen Pilgertag viel zu wenig ist. Die Kirche in Canaveral ist leider, wie die meisten andern auch, geschlossen. Dafür hat eine Bar auf. Ein großer heißer cafe con leche wirkt Wunder. Es geht weiter nach Grimaldo. Einige Kilometer nach Canaveral geht es eine brutale Steigung hinauf. Ich kann mir nicht vorstellen, wie hier ein Radfahrer sein Rad hinaufschieben kann. Über mir kreist ein Geier (?) und wartet wohl auf sein zweites Frühstück. Den Gefallen tue ich ihm nicht. Es geht wieder durch wunderschöne Korkeichenwälder. Die im Führer angekündigten Bachdurchquerungen sind harmlos. Ich komme gut in Grimaldo an und finde sofort auch die Herberge mit dazugehöriger Bar. Ich bekomme den Schlüssel für die Herberge: sehr winzig, kalt, nicht gerade sauber, aber die Dusche liefert wirklich warmes Wasser. Dann finde ich auch noch einen Heizstrahler. Die Welt ist wieder in Ordnung. Nach mir kommen noch zwei Spanier und ein Franzose. Es gibt drei Zimmerchen mit je zwei Stockbetten. Am ganz späten Nachmittag kommen noch 21 Radfahrer. Es sind keine echten Pilger, sie wollen die Strecke aus rein sportlichen Gründen „machen”. 21 Radfahrer sind 13 zuviel! Die armen Kerle müssen oben auf der freien Terasse schlafen. Bei dem Wind und Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes sicher nicht lustig. Es ist Gründonnerstag und ich will schauen, ob wenigstens hier die Kirche offen ist. Als ich an einer kleinen Kapelle ankomme, läuten die Glocken. Ich trete ein, finde den Pfarrer vor, der die Glocken eigenhändig läutet und frage ihn nach einem Gottesdienst: Ja, in einer halben Stunde. In der Kapelle ist es bitterkalt. Ich verspreche dem padre wiederzukommen. Ich gehe in die Herberge zurück und ziehe mir etwas Warmes an. Der Pfarrer bemüht sich für seine ganz wenigen Schäflein ganz außerordentlich. Ich verstehe relativ wenig, aber es reicht. Hundemüde falle ich gegen 21.00 Uhr ins Bett. Meine Bikerfreunde machen aber nebenan einen Riesenkrach, so dass es doch noch eine Weile dauert bis ich schnarche. Mit Hilfe des Heizstrahlers schlafe ich dann doch noch ausgezeichnet.


17. Etappe: Grimaldo - Carcaboso

Eine sehr lange Etappe steht mir bevor und so stehe ich gegen 6.30 Uhr noch im Dunkeln auf. Abmarsch ist gegen 7.00 Uhr. Sicherheitshalber habe ich meine kleine Taschenlampe griffbereit. Da die ersten Kilometer an der Landstraße entlang führen, ist sie aber nicht nötig. Dann geht es wieder durch wunderschöne Dehesas bis kurz vor Galisteo. Hier will ich nicht bleiben und entschließe mich einer Alternativroute zu folgen, die ganz neu ausgeschildert ist. Leider ist diese nur bis zu einer neuen Herberge ausgeschildert, dann kommt absolut nichts mehr. Ich gehe einige Kilometer an einer Landstraße entlang und bin mir sicher, dass die Richtung nicht ganz stimmt. Bei einem kleinen Feldweg biege ich wieder nach links ab, treffe unterwegs zwei Bauern, die mir bestätigen, dass ich wieder richtig bin. Bei der nächsten Landstraße wieder rechts und noch liegen viele Kilometer Asphalt vor mir. Nach über 6 Stunden und etwa 32 km komme ich bei Elena an. Da ich keine Lust habe, am nächsten Tag knapp 40 km zu laufen, bitte ich sie, für mich im Hostal Asturias für den nächsten Tag ein Zimmer zu reservieren. Ich bekomme das letzte freie Zimmer. Da Karfreitag ist, haben alle Geschäfte und Bars geschlossen und in den beiden Restaurants gibt es erst ab 21.30 Uhr Abendessen. Außerdem waren sie mir viel zu teuer. So wird der Karfreitag zu einem echten Fastentag.


18. Etappe: Carcaboso - Hostal Asturias

Ostersamstag: ich stehe wie so oft gegen 6.30 Uhr auf und bin gegen 7.00 Uhr startklar. Wieder liegt eine relativ lange Etappe vor mir. Gleich hinter Carcaboso verlaufe ich mich, was mich nicht nur eine knappe halbe Stunde, sondern auch gute zwei Kilometer zusätzlich kostet. Unterwegs werde ich mehrfach von 5 netten spanischen Radlern überholt. Wir kennen uns flüchtig von der gestrigen Landstraße und von Elena. Sie meinen anerkennend: muy rapido. Ich bin mir da nicht ganz so sicher, aber das ist auch egal. An jeder größeren Bachdurchquerung hole ich die fünf ein. Irgendwie scheint einen der fünf das zu nerven und er beschließt beim dritten Mal, sein Rad nicht durch den Bach zu tragen, sondern durchzufahren. Mitten im Bach legt er sich in Zeitlupe nach rechts. Rad, Packtasche und Biker landen im eiskalten Wasser. Auf meine Frage, ob er OK sei, antwortet er mir lachend, er habe nur ein Bad genommen. Beim Arco de Caparra hole ich sie wieder ein. Wir fotographieren uns gegenseitig und dann geht es für alle weiter.

Ca. 8 km nach dem Arco biege ich nach rechts an einer kleinen ausgeschilderten Landstraße ab. Hier steht ein Wegweiser zum Hostal Asturias. Sie nehmen nach meinen Kenntnissen lieber Gruppen als Einzelpilger. Da aber nur noch ein Zimmer frei war, hatte ich Glück. Noch zwei Kilometer - seit dem Arco regnet es - und ich komme wieder ins Trockene. Wieder war ich etwa 32 km unterwegs und habe einschließlich Pausen knapp sieben Stunden benötigt.


19. Etappe: Hostal Asturias - Banos de Montemayor

Ostersonntag: Ich will ganz früh weg, werde aber meinen Schlüssel nicht los und komme auch nicht aus dem Hostal hinaus. Nun treffe ich auch vier Pilger, die ich gestern Abend schon lange gehört habe. Drei französische Pilger und eine Deutsche aus Paris, die in Heidelberg Verwandte hat. So groß ist die Welt! Sie haben sich am Tag vorher vom Arco mit dem Taxi bringen lassen. Ich bin so doof und gehe die zwei Kilometer wieder zur via zurück, was absoluter Quatsch war. Viel sinnvoller wäre ich an der N 630 entlanggelaufen. Dann wäre ich nach einiger Zeit zwangsweise auch wieder auf die via gestoßen, allerdings mit etwa vier Kilometer weniger Aufwand. Heute ist kein guter Wandertag: Asphalt, Asphalt und nochmals Asphalt. Absolut chaotisch ist das Zusammentreffen von neuer Autobahn, alter N 630 und via de la plata. Zwei Brücken übereinander, unten der Bach Ambroz. Wie schreibt R. Joos so schön: Der Bach wird durchwatet. Da er mehr als ausreichend Wasser führt, ist das eine spannende Angelegenheit. Nur ein halber Fuß wird naß. Ich habe viel Glück bei der Aktion gehabt. Dann geht es endlos an der N 630 entlang bis Aldeanueva del Camino. Alle Bars sind geschlossen. Am Ortsende finde ich doch eine offene Bar. Ein Königreich für einen cafe con leche! Dann geht es noch gute zwei Stunden immer schön stumpfsinnig an der alten N 630 entlang weiter nach Banos de Montemayor. Nach Führer sollte die Straße wenig befahren sein, was auch sonst richtig sein mag. Heute am Ostersonntag war ziemlich viel los. Ich bin superschnell, bekomme aber bereits um 13.00 Uhr in der Herberge kein Bett mehr. Die freundliche Dame in der Herberge vermittelt mich weiter an die Pension Don Diego, wo ich für 13 € ein tolles Zimmer bekomme. Leider liegt die Pension ziemlich weit abseits der via de la plata, so dass ich am nächsten Morgen wieder zurücklaufen muss. Mein Osterfestabendessen besteht aus zwei kleinen Frikadellen, einem Minibrot, einer halben Tomate und einem Bier.


20. Etappe: Banos de Montemayor - Calzada de Bejar

Um 7.30 Uhr breche ich auf. Es geht zuerst auf der restaurierten Römerstraße sehr steil bergauf, dann einige Kilometer an der N 630 entlang. Heute verlasse ich die Extremadura und erreiche Kastlilien-Leon. Am Ortseingang von Puerto de Bejar ist eine Tankstelle mit geöffneter Bar. Mein Frühstück ist gesichert. Hier gibt es auch eine neue Herberge namens Caliga (www.alberguecaliga.com). Unter der Autobahnbrücke lohnt sich eine längere Rast. Hier gibt es eine schöne Darstellung der via de la plata. Der weitere Weg nach Calzada de Bejar ist ein schöner Spaziergang in einer völlig einsamen Gegend. Nach den Anstrengungen der Vortage gehe ich heute ganz langsam nur 13 km in knapp vier Stunden. Ich gönne mir also einen halben Ruhetag. In der Herberge werde ich ausgesprochen freundlich von Manuela und ihrem Mann empfangen. Manuela schließt mir dann nachmittags auch noch die Ermita Santo Cristo de la Misericordia auf. Außerdem kocht sie am Abend noch für uns, d.h. in diesem Fall für die beiden Franzosen, Caroline, Chris und mich. Es wird noch ein netter Abend.


21. Etappe: Calzada de Bejar - Fuenterroble de Salvatierra

Am nächsten Morgen gibt es noch ein gemeinsames Frühstück mit Caroline und Chris. Dann ziehe ich wieder alleine los. Zu Beginn ist es wieder ein sehr schöner Weg, dann muss man leider wieder auf eine Landstraße, die aber glücklicherweise nicht stark befahren ist. Kurz vor Fuenterroble holen mich wieder spanische Biker ein, die ebenfalls in Calzada de Bejar in der Herberge übernachtet haben. Ihr Kommentar ist wieder: muy rapido. Was kann ich dafür, wenn die Biker so spät aufstehen? Nach dem Outdoor-Führer ist die Herberge in Fuenterroble ein absolutes Muss für Pilger, eine Kult-Herberge.

22. Etappe: Fuenterroble de Salvatierra - San Pedro de Rosadas


Ich verlasse gegen 6.45 Uhr das unfreundliche Haus. Es ist noch dunkel, aber ich habe mir gestern schon den Weg aus dem Dorf angeschaut. Nach einigen Kilometern geht es wieder auf eine Cañada und damit kilometerlang stur geradeaus.

Nach knapp 7 km überholt mich ein extrem schneller Spanier a pie. Er will heute noch nach Salamanca. Das ist ein Etappenlänge von mehr als 50 km. Das muss ich mir nicht antun. Knapp 30 km ist für mich ausreichend, vor allem, weil das Wetter heute überhaupt nicht mitspielt. Es geht ein extrem starker Wind. Ich muss ja über den Pico de las Duenas. Da oben werde ich fast vom Berg geweht. Unten wird es nicht besser, es fängt sogar noch an zu regnen. Regnen ist in diesem Fall positiv ausgedrückt. In San Pedro kümmert sich Mari Carmen nicht mehr um die alte Herberge. Sie baut selbst eine neue, die im Sommer fertig sein soll. Ich komme privat bei ihrer Mutter unter: ein warmes Zimmer und ein Bad mit heißem Wasser! Luxuspilger, was willst du mehr? Zum Mittagessen gehe ich in die Bar Moreno zu Mari Carmen und bekomme für 8 € ein riesiges Pilgermenü einschließlich Wasser und Wein vorgesetzt. Die Reste bekommen dann ihr Mann und ihre Kinder. Nachmittags wird das Wetter etwas besser und ich laufe ein Stück des Weges zurück. Ich schlafe so gut, wie seit langem nicht mehr. Leider habe ich von meinen Pilgerfreunden seit einiger Zeit keinen mehr gesehen.


23. Etappe: San Pedro de Rosadas - Salamanca

Mein letzter Pilgertag auf dem zweiten Abschnitt: Wie üblich breche ich ganz früh auf. Die letzten 25 km stehen an. Beim Abmarsch regnet es leicht. Es hört aber recht bald auf zu regnen. Der Wind ist so stark wie noch nie in den letzten Tagen und ich beschließe, meinen Regenponcho anzulassen. Der Weg nach Morille führt über einsame Feldwege. Nach Morille geht es mal wieder bergauf und bergab, bis ich nach etwa 11 km zum ersten Mal einen Blick auf Salamanca werfen kann.

Es beginnt die Herbergssuche. In der Nähe der Kathedrale entdecke ich ein kleines Hostal, leider kein Zimmer für zwei Nächte frei. 50 m weiter gibt es wieder ein Hostal: ein winziges Zimmer für 20 € ist frei. Die Winzigkeit des Zimmers stört mich nicht. Ich will jetzt Salamanca sehen. Am gleichen Tag gehe ich noch sicherheitshalber zur Busstation und besorge mir eine Rückfahrkarte nach Madrid; 17 € für eine Expressfahrt in 2,5 Stunden nach Madrid.


Am Freitag besichtige ich einige wichtige Sehenswürdigkeiten in Salamanca, z.B. die alte und die neue Kathedrale und die Universität. Wunder gibt es auf Jakobswegen immer wieder. Ich treffe meinen französischen Pilgerfreund, als er sich schwer mit Rucksack beladen auf den Weg zum Bahnhof macht. Ich treffe das nette spanische Ehepaar nochmals. Wir unterhalten uns noch etwas, so gut es eben geht. Ich treffe nochmals Anna und Ulli, die ebenfalls schon hier sind. Ich treffe auch nochmals Caroline und Chris und zwar auf dem Dach der Kathedrale. Wir genießen zusammen noch einige cafe con leche. Ich hoffe, dass unser Kontakt nicht abbrechen wird!

Am Samstag verabschiede ich mich morgens früh bei frühlingshaften 4,5 Grad Celsius von Salamanca und trete mit Auto-Res die Busfahrt nach Madrid an. Auch hier erstaunlich, wie die Spanier ihre Pünktlichkeit unter Beweis stellten!


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